Soeben hatte mein Nachbar Paul Evans angerufen. Er wollte heute
zu mir kommen, um in meinem Swimming Pool zu baden. Ich stimmte
nur sehr ungern zu, aber ich wollte ihn schliesslich nicht kränken,
denn er war ja so empfindlich. Sein Auftreten und sein Benehmen
sagten mir einfach nicht zu. Obwohl er sich die grösste Mühe
gab, um Anschluss zu finden, war er sehr zurückhaltend. Er
wollte es immer allen recht machen und entschuldigte sich wegen
jeder Kleinlichkeit. Man konnte in ihm keinen richtigen Mann erkennen,
auch wenn er schon einunddreissig Jahre alt war. Ich führte
das auf darauf zurück, dass er als Kind verhätschelt
und verwöhnt wurde. Ein solcher Weichling würde heute
zu mir kommen, meine Zeit beanspruchen und meine Sachen benützen.
Mir wird schon irgend etwas einfallen um ihn loszuwerden. Ich
hatte inzwischen meine Badehose angezogen und die Liegestühle
hinausgeschafft. Limonade und Bier lagen auf einem Gartentischchen
bereit. Ich fragte mich, warum ich so fleissig alles vorbereitet
hatte. All dieser Aufwand nur für Evans. Ich sah die schwachen, herabhängenden Schultern und die spindeldürren Arme, die ungelenk nach unten hingen. Wir würde es mir Vergnügen bereiten, sein knöchernes Ärmlein zwischen den Fingern zu spüren, um es dann langsam auszurenken und zu zerquetschen. Welch ein Genuss wäre es, seine entdeckungsfreudigen Augen mit den Fingern auszustechen. Welche Freude würde es bereiten, seinen schlanken Hals zu umklammern, dann die Person in die Luft zu heben und ihr den Kopf abzudrücken. Ich fand das nicht mal so unmöglich und könnte es sicher auch ausführen. Es würde nicht auffallen. Vermissen würde ihn keiner.
Ich legte mich in den Liegestuhl zurück, nahm einen Schluck
Bier und träumte vor mich hin. Ich fühlte mich allein
uns es war mir langweilig. Irgend etwas störte mich, so dass
ich nicht ruhig liegen konnte. Ich stand auf und Schritt zum Swimming
Pool. Hastig drehte sich Paul um und schaute mich mit erwartungsvollen
Augen an. Ich schlug ihm die Hand auf die Schulter und er zuckte
leicht.
Schwer hing er an meiner Hand. Ich schleifte ihn in die Küche.
Danach verspürte ich Durst. Genüsslich schlürfte
ich die Erdbeerlimonade auf dem Tischchen. Ich schaute auf den
Küchentisch. Dort lag auf weisse Tücher gebettet, friedlich
schlummernd, die Leiche. Ich entnahm der Küchenschublade ein Fleischmesser und begann mit der Arbeit für die Party. Da klingelte es an der Tür. Mit dem Messer in der Hand öffnete ich ohne durchs Guckloch zu schauen. Es war der Briefträger mit einer Express-Sendung. Er sah das blutige Messer; ich sah wie er es anstarrte. Es war mir schon etwas peinlich. Ich dachte an die Party und die Spezialität, die ich zu servieren gedenke. Sie würde mir sicher Komplimente einbringen. Vor Freude stach ich zu. Er kippte mir in die Arme. Auch ihn schaffte ich in die Küche. Nach zwei Stunden rief ich einige Freunde an und lud sie zu dieser Party ein. Für Essen und Trinken sei gesorgt. Sie sagten zu. Ich baute den Grill unter der gemütlichen Gartenlaube auf und steckte die Holzkohle in Brand. Ich entnahm der Tiefkühltruhe das Essen. Ich legte magere Fleischstücke auf den Grill. Sie müssen gut durchgebraten sein. Es war genügend Fleisch für meine Gäste vorhanden. Pommes-Chips und Salate zierten den Tisch genau so wie Mineralwasser, Champagner und ein neuer Rotwein. Verhungern oder verdursten wird also niemand müssen.
Um 19:30 Uhr trudelten die Gäste ein. Als sie eintraten begrüsste
ich sie freundlich: "Hallo! Wie geht es euch?" Es waren
sogar noch einige mehr als erwartet gekommen. Aber es ist genug
für alle da. "Setzt euch, das Essen ist gleich fertig.
Es ist eine Spezialität von mir! Ihr seit die ersten, die
sie probieren". Im Laufe des Abends stellte ich zwei Abfallsäcke für die Müllabfuhr vors Gartentor, denn in der Küche verbreiteten sie nur einen unangenehmen Duft. Beim Tragen drückte es den Inhalt an die Plastikwände. Durch die Hülle schimmerten blutgetränkte Tücher und blanke Knochen. Ich ging in die Küche zurück und reinigte die Küche noch einwenig. Dabei betrachtete ich die Haare am Boden und mein Blick schweifte automatisch zu der knochenweissen Schüssel. Feine, saftige Früchte lagen darin. Ich verstaute den Rasierapparat, den ich zur Bearbeitung des Kopfes brauchte. Dann hörte ich Stimmen draussen. Ich ging hinaus. Alle schienen hungrig aufs Essen zu warten und ich machte mich daran, es zu servieren. Dem Grill entstieg ein Duft von Paprika, Pfeffer und von einer Fleischsorte, die es in keinem Metzgerladen zu kaufen gibt. Neuauflage, Copyright © Juli 1980, Wasty, Die Grillparty
Last updated February 12, 2001 by Martin Mathis, e-mail lastbandit.com |