Wasty Präsentiert: Der Tod Ist Angemeldet

Die Folterkammer

Unsanft wurde er die abgetretene Treppe in diesem feuchten Gewölbe hinabgestossen. Er war mit rostigen Ketten gefesselt, die ihm in die Handgelenke schnitten und so stolperte er und prallte gegen die nassglänzende Wand, an der der Verputz abbröckelte und sich Kalk gebildet hatte. Unglücklicherweise schlug er sich die Stirn blutig und das Schienbein an einer Treppenstufe blau. Warme Flüssigkeit triefte über sein rechtes Auge. Mühselig rappelte er sich auf. Mit schweren, widerhallenden Schritten kamen seine beiden Wächter hinter ihm herab. Der eine, ein kleiner Wicht mit grobem Gesicht, trug eine Fackel, die sein abstossendes Gebilde aus Augen, Nase, Mund und Stirn in einem bleichen Licht erschienen liess. Der zweite war gross und muskulös und schlug sich mit dem Stiel einer Peitsche auf die schwielige Händefläche. Er grinste hämisch und Mund mit Lücken und einigen gelben Zähnen kam zum Vorschein. "Geh schon!" donnerte er und stiess ihn mit dem Peitschenstiel in den Rücken, dass er ein weiteres Mal fiel. Diesmal stoppte einige massive Eichentür den Fall. Benommen blieb er liegen und starrte in ein staubverhangenes Spinnennetz. Etwa huschte piepsend über seine Hand. Dann stellte der Grosse ihn auf die Füsse und der Zwerg öffnete die knarrende Tür. Sofort ging ihm stinkende, abgestandene Luft in die Nase. Er fragte sich, was ihn hinter dieser Tür erwarten würde, weit unter der Erde. Könnte er doch noch einmal die Treppe nach oben steigen, wo es hell sein würde. Musste er denn diesen unendlichen Weg in dieses Gewölbe gehen, in dem er sich verfangen hatte. Er wusste nicht einmal mehr, was vorher war. "Licht! Nur Licht!". Er bewegte sich auf steinernem Boden. Der Zwerg steckte die Fackel in eine Halterung und ein rechteckiger Raum mit gewölbter Decke, von der Wasser tropfte, wurde ausgeleuchtet. Verschiedene Geräte und Werkzeuge waren an die Wand gestellt und aufgehängt. In der Mitte stand eine Art Liege aus Holz mit seltsamen Vorrichtungen dran. Der Boden war zur Mitte leicht gesenkt, so dass irgendwelche Flüssigkeiten wohl in die Mitte fliessen und in einem Ablaufrohr verschwinden würden.

Man nahm ihm nun die Fesseln ab und befahl ihm, sich auf den Bauch auf das seltsame Bett zu legen. Der grosse Mann hatte sich eine schwarze Kappe über den Kopf gestülpt und der kleine stand wie eine Wachsfigur neben einem dieser Foltergeräten und rieb sich kichernd die Hände. Der zweite schwang seine Peitsche durch die Luft und liess den Lederriemen auf den Rücken des Gefangenen sausen. Dieser schrie entsetzt auf. Das Hemd war zerfetzt und Blut sickerte aus einer langen Wunde.

"Ach, wie mich dieses Blut schaudern lässt", meinte der Folterknecht angeekelt und schüttelte sich mit abgewendetem Kopf. Dann schlug er noch zwei-, dreimal auf ihn los. "Du kennst meine Methoden! Ohne Blut, aber trotzdem nicht ohne!", höhnte er.

Der Zwerg befestigte Hand- und Fussgelenke des Gefangenen mit Bändern je an einer Spule, oben und unten der Vorrichtung angebracht. Es waren auch so Räder daran und auf ein stummes Zeichen des zweiten hin begann der erste die Bänder anzuziehen. Der Gefangene spannte seine Muskeln, aber trotzdem meinte er, es würde ihn zerreissen. Schreien hatte sowieso keinen Sinn, also biss er auf die Zähne, bis es ihm die Kiefer voneinanderzog.

Nach unendlich langer Zeit lockerten die Peiniger die Stricke. Er zitterte, ächzte und stöhnte. Wäre er bloss zu Hause geblieben. Der Zwerg nahm von der Wand zwei Dinge mit Schrauben und warf die dem Grossen zu. Der drehte ihm die Arme hin und her bis die Gelenke fein knirschten und knackten und legte ihm die Dinger, die Schraubstöcken glichen, um die Daumen. Langsam, fast genüsslich, drehte er die Schrauben zu und der Druck um die Daumen des Gefolterten wurde andauernd stärker. Er konnte sich dagegen in keiner Weise wehren. Seine Arme waren wie gelähmt. Die beiden Quäler brachen in schauriges Gelächter aus. Der Folterknecht bog ihm nochmals die Arme durch - einmal nach links, einmal nach rechts. Der Betroffene schien es allerdings kaum mehr zu spüren. Dann nahm er - der Zwerg - ihm die Daumenklemmen ab, aber dafür brachte der zweite nun eiserne Stiefel mit Schrauben auf der Seite und der Gefangene wusste, was ihn erwartete.

Gefühlvoll drehte der zweite die quietschenden Schrauben zu. Da der Gefangene noch ziemlich unverletzte Beine hatte, war er, als es endlich vorbei war, vor Schmerzen in Ohnmacht gefallen. Der Zwerg nahm aus einem dreckigen Wandschränkchen ein braunes Fläschchen. Als er den Pfropfen entfernte, steigen beissende Dämpfe auf und der Zwerg hielt sich ein Tuch vor Mund und Nase. Er liess einige Tropfen der Flüssigkeit auf die Stirn des Ohnmächtigen fallen. Sogleich zischte es leise und er wachte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Man hatte ihn wieder gefesselt und befahl ihm, wieder die Treppe hochzusteigen. "Endlich!". Doch nach jedem Schritt brach er zusammen. Die Beine versagten einfach ihren Dienst. Grob wurde er die unendliche, dunkle Treppe hinaufgeschubst und hinaufgezogen. Er wusste nicht mehr, was oben und was unten ist. Überall sah er die mächtige Eichentür. Nun endlich begann er markerschütternd zu schreien. Die Peiniger sahen sich an und nickten zufrieden.

Schweissüberströmt brachte ich den Wagen in einer Parklücke zum stehen. "Gratuliere", sagte der Fahrlehrer freundlich und schüttelte mir meine verkrampfte Hand, "Sie haben die Fahrprüfung ohne Fehler bestanden!".

Glücklich schwenkte ich den Ausweis durch die Luft. Ich hatte also die Fahrprüfung bestanden.

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Copyright © April 1981, Wasty, Die Folterkammer
Originaltitel: The torture
87 Linien
Vorlesezeit: ca. 6 1/2 Min.

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Last updated February 12, 2001 by Martin Mathis, e-mail lastbandit.com

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