Ankunft
Ich hatte soeben mein Reisegepäck vom Fliessband des Flughafens
genommen und schritt zu der Bushaltestelle, wo mich der Bus zum
Hotel "Paradise" erwartete. Die Sonne brannte heiss
auf meinen Strohhut; ich konnte also immerhin auf schönes
Wetter während meinem Aufenthalt in Nizza hoffen. Ich stieg
ein und nahm Platz.
In der Hotelhalle herrschte ein reges Treiben und ich zog es vor,
ins Zimmer zu ziehen, um mich einzuquartieren und zu erholen,
schliesslich war die Reise recht ermüdend. Das einzige, was
ich unternahm war ein Stadtbummel zur Orientierung. Ich kehrte
aber bald zurück.
Ich hatte mir einiges vorgenommen und schlief ungeduldig ein.
1. Tag
Nach einem ausgiebigen Frühstück begab ich mich an den
Strand, legte mich in die Sonne und genoss es.
Das Wasser erfrischte angenehm und war eigentlich sauber. Gegen
Mittag ging ich essen. Ich liess mich von südländischer
Kost verwöhnen und ernannte dieses Restaurant zu meinem Stammlokal.
Ich würde sicher nicht das letzte Mal hier sein, aber wollte
ich natürlich auch noch andere kennenlernen.
Am Nachmittag badete ich nur in der Sonne mit dem Ergebnis, dass
sich abends ein kleiner Sonnenbrand auf den Schultern zeigte.
Ohne mich lange darüber zu ärgern, ging ich auf die
Such nach einer Bar mit französischen Spezialitäten.
Es mundete vorzüglich.
Der gekaufte Stadtplan war mit von grossem Nutzen und sogleich
zog ich mit ihm in der Hand los. Ich photographierte Denkmäler,
Gebäude und den Hafen, der von den Schiffen in schönes
Licht getaucht wurde. Ich erfreute mich einfach an dem herrlichen
Land. Nach einem Schlummertrunk in der Hotelbar ging ich schlafen,
vielmehr aber versuchte ich zu schlafen, denn die ungewohnte Hitze
in meinem Zimmer raubte mir den Schlaf. Ich stand unter die kalte
Dusche - für meine Begriffe war es lauwarm - und döste
danach endlich ein.
2. Tag
Heute nahm ich an einem, von der Reisegesellschaft durchgeführten
Ausflug durch Südfrankreich teil. Es war sehr heiss, aber
auch interessant. Wildpferde und andere Sehenswürdigkeiten
lernte ich kennen. Das Ganze war gut organisiert, auch mit dem
Nachtessen lief alles wie geplant.
Mit gesunder Müdigkeit wurden wir in unsere Hotels zurückgefahren,
wo ich sogleich einschlief.
3. Tag
Als ich heute erwachte, sah ich den Himmel bedeckt. Es war nicht
so warm wie sonst und die Sonne bleib von Wolken verdeckt. Trotzdem
hatte es ca. 27 Grad im Schatten. Ich überschlief deswegen
den Morgen und begab mich gegen Mittag in mein Lieblingsrestaurant
um zu essen. Ich bestellte eine Pizza, die aber, wie ich sogleich
feststellte, nicht so schmackhaft war. Sie schwamm nur so in Öl.
Um sie runterzuspülen bestellte ich einen französischen
Wein. Dabei gesellten sich Landsleute von mir, die in einem anderen
Hotel zu wohnen angaben, zu meinem Tisch. Sie waren mir auf Anhieb
sympathisch und wir erzählten, was so zu erzählen üblich
ist. Gemeinsam unternahmen wir einen Spaziergang, der uns quer
durch die Stadt führte. Ich konnte mein Französisch-Wörterbuch
gut gebrauchen, um zum Taxistand zu gelangen. Mit einem Taxi fuhren
wir zurück.
4. Tag
Heute zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite und ich stand
früh auf, um den Tag auszunützen. Ich sonnte am Strand,
badete und wurde allmählich immer brauner, was mich sehr
erfreute. Einmal mietete ich ein Ruderboot. Weit draussen sah
ich Quallen und Fisch im Wasser schwimmen.
Der Rest des Tages verlief nicht erwähnenswert.
So war auch dieser Ferientag vergangen.
5. Tag
Heute wurde es Zeit, Karten zu schreiben und letzte Souvenireinkäufe
zu tätigen, denn die Ferien neigten sich dem Ende zu. Nach
einigen Stunden am Meer begann ich das, was ich nicht mehr brauchen
würde, einzupacken, damit ich morgen noch Zeit habe, um etwas
zu unternehmen.
So wurde es langsam abend und mir wurde bewusst, dass ich bald
wieder zu Hause arbeiten muss. Ich unternahm einen letzten, langen
Bummel durch die Altstadt, die mir schon wohlbekannt war und atmete
noch feine Meeresluft ein.
Ich legte mich früh ins Bett. Morgen würde noch genug
zu tun sein.
Letzter Tag
Ich stand ziemlich früh auf und begab mich in den Speisesaal,
wo ich mein letztes Frühstück im Hotel zu mir nahm.
Ich verschob die Arbeit auf später und machte mich mit vollem
Magen auf den Weg zum Aquarium. Ich hatte mir vorgenommen, als
ich die schönen Fische beim Baden sah, es zu besuchen.
Nach dem Eingang lag ein Besucherbuch auf einer Ablage. Ich trug
meine Unterschrift ein und stellte fest, dass es viele Besucher
meiner Nationalität hatte. Dann begann ich mit dem Rundgang.
Erst sah ich mir das Museum mit ausgestopften Fischen und Skeletten
an, darauf kamen die Aquarien mit farbenprächtigen, kleinen
Fischen des Mittelmeers. Auch hatte es Seesterne und -igel, so
wie verschiedene Algenarten. Ich sah noch eine riesenhafte Wasserschildkröte.
In der Mitte der Anlage war ein riesiges Bassin mit gefürchigen
Menschenhaien, sicher an die 5m lang, zu sehen. Eine Treppe führte
zu einer Empore von wo aus man von oben hineinschauen konnte.
Ich stieg interessiert nach oben und betrachtete die Ungeheuer.
Plötzlich spürte ich eine Hand im Rücken: Irgend
so ein Trottel hatte mich ins Becken mit den hungrigen, blitzschnell
reagierenden Haien gestossen...
Copyright © August 1980, Wasty, Ein Reisebericht
Originaltitel: The last day
99 Linien
Vorlesezeit: ca. 5 1/2 Min.
Last updated February 12, 2001 by Martin Mathis, e-mail lastbandit.com
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